JAZZ
CDs
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NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
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Mro*s
Joshua Redman
Nonesuch CD
(58)
dieser Live-Aufnahme jederzeit ge-
spiegelt wird.
Zwei Clubs hat sich Joshua Red-
man für die Mitschnitte ausge-
sucht, das „Blues Alley“ in Was-
hington und das New Yorker „Jazz
Standard“. Allein drei Songs aus
eigener Feder stehen auf dem Pro-
gramm. Mit dabei auch das un-
sterbliche „Trinkle, Tinkle“ von
Thelonious Monk, der schöne Ever-
green „Never Let Me Go“, aber auch
Das pure Trio aus Saxofon, Bass
und Schlagzeug gilt immer noch
als Königsdisziplin. Nur hier kann
der Bläser zeigen, ob er über ge-
nügend erzählerische Qualitäten
verfügt, um die Hörer mit nichts
als seinen Melodiebögen zu fes-
seln. Natürlich liefern Bassisten
vom Schlage eines Matt Penman
oder Reuben Rogers, die sich auf
diesem Album die Bassbegleitung
teilen, das ihre: Sie stützen Joshua
Redman nicht nur, sondern gehen
eigene Wege, die den Saxofonis-
ten im besten Sinne kontrapunk-
tisch herausfordern. Und Redman
entfacht mit ihnen und dem exzel-
lenten Drummer Gregory Hutchin-
son ein Feuer, das vom Publikum
der Weill-Klassiker „Die Moritat von
Mackie Messer“ aus der Dreigro-
schenoper. Gerade die wird von
Redman auf dem Tenor in Einzel-
teile zerlegt, während die Rhyth-
mus-Sektion ein Trommelfeuer ent-
facht. Dabei hebt Redman am An-
fang im Sinne des Themas wie ein
Ständchen an, bevor er im Trio die
Post abgehen lässt. Das ist feinste,
auch freieste Trioarbeit.
„Dieses Album“, schreibt Red-
man in den Liner Notes, „ist all je-
nen gewidmet, die überall auf der
Welt, gleich welchen Alters, wel-
cher Identität, welcher Zugehörig-
keit oder Überzeugung, zu jeder
Tages- oder Nachtzeit aufbrechen,
um Jazz live zu hören“. Hier liegt für
Redman der Reiz eines Mitschnitts,
in dieser Zeugenschaft der Live-Zu-
hörer. Und erinnert so daran, dass
das Glück des Jazz im interaktiven
Augenblick liegt. Trotzdem - wir
können froh sein, dass es diese
Mitschnitte gibt!
Tilman Urbach
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Saxofonist der Spitzenklasse:
Joshua Redman
A l Jarreau
M YO LD FRIEND:
CELEBRATING GEORGE DUKE
Concord/Universal CD
(45')
Al Jarreaus Freundschaft mit Key-
boarder George Duke (t
2013
) reicht
zurück bis Mitte der i
96
oer-Jahre,
als beide in einem Club in San Fran-
cisco auftraten. Jetzt ehrt der Voka-
list seinen „Old Friend“ mit einer
bunten Auswahl von dessen Songs
und eröffnet mit dem schon älteren
„My Old Friend“ aus seinem eige-
nen Repertoire. Mit
74
Jahren bes-
tens bei Stimme, lädt er Gäste wie
Lalah Hathaway, Dr. John oder Du-
kes Cousine Dianne Reeves hinzu
und macht den Tribut zum Gipfel-
treffen in Sachen R&B und Smooth
Jazz. Höhepunkt: „Backyard Ritual“,
das Duke einst zu Miles Davis’ „Tu-
tu“ beisteuerte.
klm
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Diverse M usiker
JAZZ AT BERLIN PHILHARMONIC
II - NORWEGIAN WOODS
ACT/Edel CD_______________________ (61’)
Jazz oder Nicht-Jazz - diese Frage
kann man kaum beantworten. Zu
unterschiedlich die Tracks, die sich
jedoch alle durch große Emotiona-
lität auszeichnen. Produzent Siggi
Loch hat für das Konzert in der Ber-
liner Philharmonie die Recken des
norwegischen Jazz geholt: Bugge
Wesseltoft, Knud Reiersrud und die
immer noch geniale Solveig Sletter-
hjell. Mal zelebrieren sie pathetisch
alte Kirchenmusik, mal biegt Rei-
ersrud aus einer simplen Melodie
ein unglaubliches Gitarrensolo über
knapp vier Minuten, bis endlich der
Blues gemeinsam bis zur Ekstase
zelebriert wird. Hörenswert!
M.S.
MUSIK
KLANG
★ ★ ★
Henry B utler &
Uliill
Steven Bernstein And The H o t?
VIPER’S DRAG
Impulse/Universal Music CD
(47')
Als Einstieg zur Renaissance des
Impulse Labels besann man sich
auf eine der Wurzeln afroameri-
kanischer Musik. Schon der Band-
name The Hot
9
, den Henry Butler
und Steven Bernstein wählten, ist
eine Anspielung auf Louis Arms-
trongs Hot Five & Seven, eine der
bekanntesten New Orleans-Jazz-
formationen. Auch die Themen,
die der Pianist und der Trompeter
wählten, sind - wie unter ande-
rem Jelly Roll Mortons „Wolverine
Blues“ - Juwelen aus der Schatz-
kiste des Traditional Jazz. The Hot
9
präsentieren diese mit attrakti-
ven Arrangements und swingen-
dem Groove.
G.F.
MUSIK
★ ★
KLANG
★ ★ ★ ★
Jacob Young
FOREVER YOUNG
ECM/Universal CD
(74)
Der augenzwinkernde Titel „For-
ever Young“, bei dem so mancher
unwillkürlich an Bob Dylan oder
Alphaville denken dürfte, wird ihm
Vergnügen bereitet haben. Sieben
Jahre älter ist der norwegisch-ame-
rikanische Gitarrist Jacob Young
seit dem letzten Album geworden,
sein damaliges Quintett mit zwei
Bläsern und Schlagzeugveteran
Jon Christensen pausiert seit ei-
niger Zeit. Jetzt kommt er in Ge-
sellschaft weiterer ECM-Aufsteiger
der Nullerjahre zurück - mit einer
Band, die alles andere ist als eine
zusammengewürfelte Versamm-
lung von Label-Kollegen.
Saxofonist Trygve Seim und Ja-
cob Young, ein Schüler von Jim
Hall und John Abercrombie, ken-
nen sich seit Jugendtagen und ar-
beiten immer wieder mal zusam-
men, sind also ein eingespieltes
Team. Hinzu kommt das komplet-
te Marcin Wasilewski Trio - und
einmal mehr erweist sich, wie er-
giebig doch die musikalische Po-
len-Norwegen-Schiene, die ja Tra-
dition hat, sein kann.
Wie schon frühere Young-Alben
klingt auch dieses kaum nach dem
Album eines Gitarristen. Dessen
Stücke bestechen durch sangba-
re, ohrwurmartige Themen. Da die-
se durchweg vom Saxofon vorge-
stellt werden, scheint weithin der
Bläser mit seinem weichen Ton das
Geschehen zu dominieren, dafür
geben Youngs Gitarren, zusam-
men mit dem Klavier, von Anfang
an die Atmosphäre vor. Schon in
den ersten Takten bereiten sie mit
ineinandergreifenden Arpeggien
den Boden für Seims Tenor; später
kann Young, bei gemessenem Tem-
po, schon mal rhythmischer wer-
den. Im Umfeld eines Labels, bei
dem wegweisende Gitarristen groß
geworden sind, verfügt der Norwe-
ger mit amerikanischen Wurzeln
über eine ganz eigene Stimme.
Berthold Klostermann
MUSIK
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KLANG
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128 STEREO 8/2014
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